Erlebnisbericht zum Taiji-Langstock Seminar

Neulich hatte ich die Freude an der Taiji-Schule Aarau ein Wochenende zum Taiji-Langstock anzubieten. Von den ursprünglich neun angemeldeten Teilnehmenden waren dann doch einige verhindert, so dass wir zu fünft den schönen, geräumigen Kursraum ganz entspannt und ohne allzu grosse Kollisionsgefahr für unsere Bewegungs- und Interaktionsübungen mit dem Langstock nutzen konnten. Bei dieser steilen Lernkurve, welche die Teilnehmenden an den Tag legten, hätte ich am liebsten gleich noch einen dritten und vierten Tag drangehängt! Doch wollen die über das Form-Training und die Partnerübungen vermittelten Inhalte auch in Ruhe verdaut und verinnerlicht werden. Zumal durch diese Art von Taiji-Training die Wirkkräfte nach Aussen hin besonders deutlich gemacht werden und dabei doch auch der eine oder andere innere Prozess angeregt werden kann. Beeindruckend fand ich, wie selbst in so einer kleinen Gruppe eine derart grosse, schöne und gegenseitig inspirierende Lernfreude und Interaktionsvielfalt zusammengekommen ist – da freue ich mich jetzt schon sehr auf das nächste Taiji-Langstockseminar im Oktober!

Und das berichteten die Teilnehmenden:

„Ich fand das Taiji-Langstock Wochenende recht cool. Obwohl ich bereits mit dem Ablauf der ganzen Langstockform vertraut bin, fand ich es super, diese Form nun auch mal auf der anderen Körperseite zu üben. Spannend, wie sich beide Seiten vom Gefühl her angleichen und verschmelzen! Auch wenn ich schon wusste, welche Bewegungen als nächstes kommen würden, fand ich es dennoch immer wieder recht anspruchsvoll und anstrengend. Aber ich glaube, das geht auch nicht anders. Das spricht auch dafür, dass da eben sehr viel Dichte in deinem Unterricht vorhanden war. Für mich war es damals schon eine sehr dichte Lernerfahrung, als du mir die Langstockform vermittelt hast. Die Dichte ist jetzt aber nicht weniger geworden 🙂 Auch fand ich die Erfahrung toll, am Lernprozess der anderen Teilnehmer teilhaben zu dürfen. Durch ihre Lernschritte konnte ich auch die meinigen bewusster reflektieren und für mich klarer erfassen, was es ausmacht, dass die Bewegungen immer besser gehen… also da nehme ich für mich aus diesem Wochenende ganz viel mit. Aus meiner Sicht ein klarer Erfolg – Danke!“

„Ich habe vor zwei Jahren schon mal bei dir an einem Taiji-Langstockwochenende teilgenommen und fand es spannend zu erleben, wie anders dieses Wochenende jetzt auf mich wirkte. Beim letzten Mal stand das Vertrautwerden mit dem Stock, mit seinem Gewicht und seinen Dimensionen im Vordergrund. Das ging dieses Mal vom Gefühl her schon viel besser, dafür konnte ich mich jetzt viel mehr auf die Kreuzverbindungen im Körper achten. Alles in allem „hät’s u gfägt“! Wir waren eine prima Gruppe und das gemeinsame Üben – auch in Kombination mit der Spiegelwand – das fand ich besonders schön.“

„Ich nehme aus diesem Wochenende sehr viel mit. Die letzten beiden Tage waren für mich wie eine Oase. Körperarbeit macht immer etwas mit einem, man arbeitet mit sich selbst und das ist etwas, das mir gut tut, das ich geniesse und das mir viel gibt. Die Gruppe fand ich super und fand es sehr angenehm, dass wir nur zu viert waren. Auch den Austausch untereinander mit den verschiedenen Erfahrungswerten habe ich total bereichernd empfunden. Mir hat die Art der Lektionen sehr gut gefallen. Es war dicht aber trotzdem gut portioniert. Es war step-by-step aufbauend und hat Hand und Fuss. Du als Lehrer bist ein sehr geerdeter Mensch. Vom ersten Moment an habe ich mich sehr wohl gefühlt und würde jederzeit wiederkommen. Danke.“

 

„Vielschichtig habe ich dieses Wochenende erlebt. Durch den Taiji-Unterricht, durch das Training der Form findet bei mir etwas Auflösendes statt, das für mich nicht unbekannt ist und doch immer wieder etwas desorientierend auf mich wirkt und auch Emotionen auslöst. Aktuell beschäftigen mich Themen wie „Stärke und Dominanz“. Und wenn ich dann im Training mit Aussagen konfrontiert werde wie „Dir möchte ich in der Nacht nicht auf der Strasse begegnen“, so löst das in mir etwas aus, auch wenn ich weiss, dass diese Bemerkung humorvoll gemeint war. Einfach weil ich immer wieder mal die Erfahrung gemacht habe, dass man mir Dominanz zuschreibt, ich mich selbst aber eigentlich als hochsensibel wahrnehme. Vielleicht hat das jetzt auch mit der Stockarbeit zu tun. Über den Stock bekomme ich klare Informationen und finde so einen immer besseren Zugang zu dieser mühelosen Kraft in mir. Vielleicht löst gerade dieses Element Holz auf körperlicher Ebene Spannungen auf, die mit Emotionen verhängt sind. Und mein Eindruck ist, dass so, wie wir jetzt dieses Wochenende trainiert haben, vor allem die Ebene der Körperstruktur im Vordergrund gestanden ist. Wenn sich da dann die Emotionen einzugliedern haben, nehme ich wahr, wie mich das auf verschiedenen Ebenen in eine Dysbalance bringt … und das finde ich sehr interessant! Den Boden unter den Füssen hat es mir schon nicht genommen, aber ein bisschen rütteln darf es ja auch. Und ich denke, dass das Element „Stock“ an sich bereits eine weitere Dimension mit sich bringt, durch welche nochmals etwas ganz anderes mit der Interaktion mit meinen Körpermustern passiert. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich mit dem Taiji-Langstock gleich intensiv weiter trainieren werde, aber ihn ganz die Ecke stellen werde ich auch nicht. Auf alle Fälle kommt er mit mir nach Hause mit.“

 

 

 

 

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