Am 9. und 10. Juni hat hier in Bern an der Universitätsklinik für Psychiatrie die 3. Tagung des Forschungsnetzwerks Achtsamkeit zum Thema „Achtsamkeit: Grundlagen und klinische Anwendungen“ stattgefunden. Da mich dieses Thema sehr interessiert und ich im Rahmen der Taiji-Stresspräventionsstudie auch Daten dazu erfasst und ausgewertet habe, habe ich meine Ergebnisse zur Präsentation an dieser Fachtagung eingereicht. Unter dem Begriff „Forschungsnetzwerk“ habe ich mir eine Gruppe von 20-40 Forschenden vorgestellt, die sich voll und ganz dem Gebiet der Achtsamkeit verschrieben haben. Überrascht war ich, als ich im vollen Vortragssaal mit ca. 200 Personen noch einen freien Stuhl suchen musste! Unter den Referrenten wie auch unter den Zuhörern waren viele Berufsgruppen vertreten: Ärzte, Psychologen, Krankenpflegende, Physiotherapeuten, Meditationslehrer, Hirnforscher, Statistiker, Pfarrer und einfach Leute, die sich für dieses Gebiet interessierten. Entsprechend fanden auch die Beiträge im Publikum ein interdisziplinäres Echo. Von der Organisation her war es super, das pro Vortrag ca. 25 Minuten zur Verfügung standen: Die erste Hälfte der Zeit für die Präsentation und die zweite Hälfte für die Diskussion im Plenum. Auszeichnend für diese Veranstaltung fand ich die hervorragende Passung von Form und Inhalt. Achtsamkeit war nicht nur als Kern-Thema der Tagung vertreten, sondern war auch in den Bewegungspausen , beim Mittagessen, in den anregenden Gesprächen zwischendurch … in einer natürlichen Form präsent. Die Präsentationen waren sehr vielfältig. Allen gemeinsam war die spürbar vorhandene intrinische Motivation der Vortragenden, welche sich mit diesem Thema offensichtlich nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene auseinandersetzten. Viele der Beiträge waren über Achtsamkeit im Zusammenhang mit Meditation. Bei meinem Beitrag ging es um die Wirkung von Taiji auf die allgemeine und belastungsbezogene Achtsamkeit. So kam denn auch die Frage aus dem Publikum nach dem Mehrwert der gewonnenen Erkenntnisse. Die Antwort darauf finde ich wichtig, weshalb ich sie hier nochmals unter Berücksichtigung des thematischen Hintergrundes wiedergeben möchte:
In vielen Studien konnte der Stellenwert von „Achtsamkeit“ als eine Ressource zum konstruktiven Umgang mit Druck und Belastungen aufgezeigt werden. Nachgewiesenermassen lässt sich diese gesundheitsfördernde Eigenschaft „Achtsamkeit“ durch Meditationsformen als auch durch entsprechende multimodale Trainingsprogramme wie das Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) Programm steigern. Die Ergebnisse in meiner Studie legen nahe, dass auch durch Taiji die Achtsamkeit – nicht nur Körperbezogen ! – erhöht kann. Für Menschen, die mehr Achtsamkeit in ihr Leben bringen möchten, jedoch Mühe haben, sich mit ruhigen Meditationsformen anzufreunden, oder aber auch Schwierigkeiten haben, potentiell hilfreiche Konzepte sich direkt auf intellektueller Ebene anzueignen, diese Menschen könnten möglicherweise in den ruhigen, fliessenden Bewegungen des Taiji’s einen für sie geeigneteren, weil primär körperbezogeneren Übungsweg finden. Unser Körper ist mit einer Vielzahl von Sinnen ausgestattet, welche uns helfen mit unserer Umwelt (mittels äusserer Sinne) und mit uns selbst (mittels innerer Sinne) eben sinnvoll umzugehen / in Beziehung zu gehen. Wenn wir also z.Bsp. via Taiji das Sensorium unseres Körpers verfeinern, können wir günstige Voraussetzungen für einen feinfühligeren und somit sinnvolleren Umgang mit uns selbst und der Welt um uns schaffen 🙂
Wer Interesse an den Kongressbeiträgen hat, kann unter dem untenstehenden Link genaueres nachlesen. Viel Spass!