Mit Taiji zu Berge

Sehr unbeständig war das Wetter in der letzten Zeit. Doch ja, wenn der ständige Wandel zur Konstante wird, tun wir wohl gut daran, uns in Anpassungsfähigkeit zu üben und umso mehr – wie es so schön heisst -„die Feste zu feiern, wie sie fallen“. 😊

Letzte Woche gab es zwei regenfreie Tage, an denen ich zum Klettern in die Berge ging. Klettern? Kein Taiji ?!? … Naja, man kann auch Taiji-mässig klettern. Das geht dann halt entsprechend etwas langsamer 😁  Es ist wirklich ein sehr schönes und verbindendes Gefühl, wenn man sich Zeit lässt, um die Umgebung und das Gelände in Ruhe einfach mal wahrzunehmen. Je entspannter umso umfassender. Noch bevor der Fels berührt wird, können schon ganz viele Möglichkeiten für Griffe und Tritte, aber auch Stützflächen und Freiräume erfasst werden, die einem das Gestein anbietet … und mal abgesehen aller Funktionalität ist es doch auch einfach ergreifend die unglaubliche Schönheit und Gestaltungskraft der Natur zu bestaunen!

Zurück zur Funktionalität: nicht jedes Angebot hält was es verspricht. Letzte Woche war ich zum ersten Mal auf dem Speer, dem höchsten Nagelfluh-Berg im Kanton St. Gallen. Gerade nach dem vielen Regen der letzten Tage haben sich beim Zugreifen nicht selten ganze Steine aus den Konglomeratsverdichtungen zu lösen begonnen. So entstand eine Art achtsamer, kinästethisch-taktiler Dialog mit dem Berg. Immer klarer gab mir dieser zu verstehen, welche Verbindungen gut und sicher sind und welche nicht. Meistens gelang es mir meine Hände und Arme und vor allem auch meinen Schwerpunkt so zu positionieren, dass ich mich vom Berg getragen, ja sogar hochgestützt fühlte. Nur hie und da musste ich mich an einer sicheren Stelle auch mal hochziehen.

Auch beim Taiji geht es darum, seine Mitte entsprechend den Gegebenheiten entspannt und stabil auszurichten und sich dabei möglichst gut mit der tragenden Stützkraft der Erde zu verbinden. Das Schöne beim Klettern finde ich, dass immer wieder auch knifflige Stellen kommen, an denen ich hmm … erst einmal nicht weiter weiss. Doch wenn ich mir dann Zeit lasse, um mich im Gelände besser zu orientieren und auch bei mir selbst da und dort kleine äussere und innere Ajustierungen in meiner Position vornehme, dann gelingt mir meistens auch der nächste Schritt. Immer wieder staune ich, wie achtsames Entschleunigen dem weiteren Fortschritt dienlich ist.
„Langsam ist schnell,“ wussten schon die alten Taiji Meister 😊

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