Zum Jahresausklang möchte ich noch ein Erlebnis zum Thema „Entschleunigung“ mit euch teilen. Letzten Samstagnachmittag hatte ich meinen ersten Einsatz als Helfer beim Stand vom Badener Kerzenziehen. Das war eine ziemlich aktivierende Erfahrung. Bisher war das Kerzenziehen für mich immer etwas sehr Ruhiges und Besinnliches. Umso kontrastreicher empfand ich den Perspektivenwechsel vom Gast am Wachstopf zum Allrounder hinter dem Schneidetisch. Den blauen Schurz einmal angezogen, war es mit ‚Ruhe und Besinnlichkeit‘ schnell mal zu Ende. Gross und Klein warteten in einer langen Schlage. Ihre fertig gezogenen Wachskerzen mussten ja noch zugeschnitten, gewogen, verpackt und bezahlt werden. Da kam eine grosse, dicke Kerze, die in vier kleine Kerzen gestückelt werden musste, eine davon soll noch spiralig verziert werden, während auf eine andere noch ein kleiner Schneemann aus Bienenwachs draufkommen soll … So viele verschiedene Wünsche … und dann schaute mich da ein kleiner Junge mit wachen Augen an und sagte: „Aber uf dere Cherze häsch im Fall kän goldige Chläber drufg’kläbt …“ Ach ja, genau … auf jede Kerze gehört ja noch die goldene Klebe-Etikette „von Hand gezogen“ drauf! So war ich in dieser Flut an Sinneseindrücken ganz schön ins Schwimmen gekommen. Doch nach einer Weile fiel mir auf, dass sich meine Aufmerksamkeit immer mehr nur auf die eine Kerze, die ich in dem Augenblick gerade vor mir hatte, bündelte. Alles andere verschwamm zu einem weichen Hintergrundrauschen. Und inmitten des Gewusels und Gestürms kam es völlig unerwartet wieder zu mir: das schöne, friedvolle Gefühl einer zeitlosen Ruhe mit einer vollen, von Moment zu Moment überfliessenden Aufmerksamkeit. Was so alles passieren kann, wenn man sich nur auf eine Sache aufs Mal besinnt?! 🙂
Eine ganz schöne Aventszeit, friedliche Feiertage und einen guten und gesunden Winter euch allen!